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Paartherapie: Wenn die Schmetterlinge fehlen

Paartherapie

Fast jeder Mensch sehnt sich nach einer glücklichen Paarbeziehung. Oftmals verschwinden aber die Verliebtheit, die Schmetterlinge im Bauch und das gemeinsame Glücksgefühl mit der Zeit. Können die Probleme und Konflikte nicht mehr alleine bewältigt werden, kann eine Paartherapie helfen.

Jede Paartherapie ist eine Form der psychologischen Arbeit mit dem Ziel der Aufarbeitung der Konflikte in einer Partnerschaft. „Es geht dabei nicht um eine Heilbehandlung, sondern um eine Bearbeitung akuter oder chronischer Konflikte in einer Beziehung“, erklärt Gerhard Steiner, MSc, Systemischer Psychotherapeut und Lebensberater im Gesundheitszentrum Seestadt, 1220 Wien.

Die Phase der Verliebtheit, des gemeinsamen Glückserlebnis und des entspannten Miteinander dauert bei vielen Paaren nur 6 Monate bis 1,5 Jahre (Ausnahmen soll es geben). Der Alltag kommt meist schneller als erwartet: Beruf, Freizeitaktivitäten, soziale Kontakte oder eine Weiterbildung können Störfaktoren sein. Oft sind auch Kinder ein Problem. Sie bereichern zwar die junge Familie, andererseits bringen sie auch neue Herausforderungen im Familiensystem mit sich. Gerhard Steiner: „Persönliche Bedürfnisse müssen hinten angestellt werden und es wird zu einer komplexen Aufgabe, alles unter einem Hut zu bringen.“

Voraussetzung für gelingende Paarbeziehung

Prinzipiell hat jeder Mensch den Wunsch nach Nähe, Geborgenheit und Dauer in einer Beziehung. Viele Begrifflichkeiten stehen (soweit in einem ausreichend Maß gelebt) für ein Gelingen einer harmonischen Beziehung: Vertrauen, Respekt, Toleranz, Akzeptanz, Liebe(serklärungen), Sexualität, emotionale Nähe, Geduld, Verzeihen, keine Urteile, Gleichberechtigung.

Weitere wichtige Aspekte für eine gute Paarbeziehung sind Wertschätzung, Empathie & Einfühlungsvermögen, miteinander reden, Verbundenheit versus Autonomie und die Konfliktfähigkeit. Gerhard Steiner: „Für eine gelungene Paarbeziehung ist besonders zu beachten, wie beide Partner mit Konflikten umgehen bzw. wie es ihnen gelingt, diese aufzulösen.“ Gelingt dies nicht, ist fremde Unterstützung hilfreich. Denn es droht das Zwiebelschalen-Prinzip: Ein Konflikt überlagert den anderen, die Probleme türmen sich Lage für Lage übereinander, es wird immer verworrener, bis man hilflos und ratlos nicht mehr weiter weiß.

Kennzeichen einer guten Paartherapie

Mit Hilfe einer guten Paartherapie kann es gelingen, festgefahrene Gesprächsmuster zu entdecken, aufzuarbeiten und Ideen zu einer gegenseitigen Annäherung zu erarbeiten. Schon dem Anderen zuhören, ohne gleich darauf zu reagieren, ermöglicht in manchen Situationen eine Deeskalation.

Gerhard Steiner: „In der Paartherapie werden aber auch unbewusste Bedürfnisse ans Tageslicht gebracht. Diese Anteile werden achtsam und sorgsam besprochen.“ Es sollte darüber ein gegenseitiges Verständnis entwickelt werden, um sich mit den schmerz- und leidvollen Erfahrungen (meist aus der frühen Kindheit) aussöhnen zu können. Mit dieser Dynamik eng verbunden ist die jeweilige Konfliktfähigkeit. Ist man im Streiten oder Einfordern von Bedürfnissen offensiv oder eher defensiv? Will man einen Konflikt, eine Ungereimtheit unmittelbar klären, oder fühlt man sich durch forderndes Verhalten verletzt und zieht sich zurück?

Reaktives Verhalten

Bei diesen Auseinandersetzungen entsteht sehr schnell eine reaktive Kommunikation. Auf einen Vorwurf erfolgt vom Partner ebenfalls ein Vorwurf, ohne auf das Gesagte einzugehen. Über das eigentliche Anliegen kann keine konstruktive Kommunikation entstehen, man verliert sich in gegenseitigen Anschuldigungen, beide haben das Gefühl nicht verstanden zu werden. Wenn sich diese Art der Kommunikation nicht verändert, dann dreht sich diese negative Konfliktspirale immer mehr nach unten. In letzter Konsequenz sieht man nur mehr eine Trennung oder Scheidung als Lösung.

Gerhard Steiner: „Diese destruktive Dynamik kann mit Hilfe von Paartherapie bewusst gemacht und verändert werden. Die Bereitschaft zur Hilfe sollte vorhanden sein, dazu braucht es jedoch etwas Geduld, um sich an das Tempo der Partnerin oder des Partners anzupassen.“

Als Ergebnis wird wieder Vertrauen und emotionale Nähe entstehen. Der Wunsch nach gemeinsamer Sexualität wird neu erlebt und die Erfahrung, eine sehr schwierige Herausforderung gemeinsam gemeistert zu haben, wird zu einem neuen, starken „Wir-Gefühl“ beitragen.

Buchtipp:

Harville Hendrix, Ohne Wenn und Aber – Zur Liebe fürs Leben-für Singles und Paare
Harville Hendrix, Helen LaKelly Hunt, Liebe einfach …
Renate Götz Verlag: www.rgverlag.at

Rosemarie Welter-Enderlin, Einführung in die systemische Paartherapie, Carl-Auer Verlag, ISBN 978-3-89670-472-6
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