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Mit Psychotherapie und Klopfen gegen Schlafstörungen

Schlafstörung

Sieben Stunden Schlaf benötigen wir täglich, um uns ausreichend zu regenerieren. Allerdings leidet auch in Österreich fast jeder Zweite an einer Schlafstörung. „Die Folgen sind Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen“, erklärt Gerhard Steiner, MSc Systemischer Psychotherapeut und Lebensberater im Gesundheitszentrum Seestadt, 1220 Wien.

Schlafstörungen kommen in verschiedenen Formen vor: Ein- und Durchschlafprobleme, mehrfaches nächtliches oder frühzeitiges morgendliches Erwachen und nicht mehr einschlafen können. Akute Schlaflosigkeit dauert weniger als drei Monate. Von einer chronischen Schlaflosigkeit spricht man ab einer Dauer von mehr als drei Monaten mindestens dreimal pro Woche.

Gerhard Steiner: „Durchwachte Nächte wirken sich nicht nur auf das allgemeine Wohlbefinden aus. Wer über einen längeren Zeitraum nicht ein- oder durchschlafen kann, ist gesundheitlich gefährdet.“ Der Körper leidet unter ständigem Stress und verliert an Immunstärke – der Organismus ist geschwächt und Krankheiten können viel leichter auftreten. Bei längeren Perioden des Schlafmangels können sich ernsthafte Krankheiten manifestieren: Depressionen, Angstzustände oder Herzrhythmusstörungen.

Ursachen von Schlafstörungen

Schlafstörungen können körperliche Ursachen haben. Bei etwa 85 Prozent klagen die Betroffenen, nachts mit vielen Gedanken, Gefühlen und Sorgen beschäftigt zu sein, die Schlafstörung ist diesbezüglich dann die Folge von seelischen Leidens (z.B. Depressionen, div. Angstgefühle, Burnout). Auch Sorgen die Zukunft betreffend oder unbewältigte, anhaltende Konflikte, Schuld- oder Wutgefühle, belastende Stresssituationen oder Albträume können zu Schlafproblemen führen.

Die meisten Erwachsenen brauchen ungefähr sieben Stunden Schlaf, ältere Menschen brauchen meist eine Stunde weniger. Bei Jugendlichen wird erst zwei Stunden später das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet, deswegen werden sie erst später müde. „Es gibt keine allgemein gltige Schlafdauer – das Bedürfnis nach Schlaf ist je nach Person, Alter aber auch je nach Schlafgewohnheiten individuell unterschiedlich“, so der Experte.

Hilfe durch Psychotherapie

In der psychotherapeutischen Praxis wird zunächst abgeklärt, welche Ursachen der Schlafstörung zugrunde liegen. Je nach Problemstellung ist eine genaue Abklärung wichtig um die richtige psychotherapeutische Behandlung durchführen zu können. Dabei wird auch ein Fragebogen zur Schlafhygiene – Regeln für ein gutes Zubettgehen – verwendet.

Eine Methode, welche bei Schlafstörungen hilfreich ist, hat in den letzten Jahren als „Klopftechnik“ einigen Bekanntheitsgrad erreicht. Die Methode des Klopfens ist aus der Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie (PEP) bekannt geworden. Klopfen ist eine Technik, die sich in den letzten Jahren zunehmend als hilfreich zur Behandlung von Ängsten, Hilflosigkeit, Ärger, Stress und unangenehmen Gefühlen entwickelt hat. Dabei wurde festgestellt, dass Klopfen auch den allermeisten Menschen hilft, besser einzuschlafen sowie, dass sie in der Nacht wieder besser einschlafen können.

Selbsthilfe zu Hause

Beim Klopfen werden Punkte auf dem Körper, welche auch die Akupunkteure nutzen, aktiviert. Gleichzeitig spürt man das unangenehme Gefühl im Körper oder denkt an das unangenehme Gefühl. Dadurch wird im Gefühlshirn Einfluss auf die Stärke des empfundenen Gefühls genommen. Zusätzlich reibt man einen bestimmten Punkt und nimmt sich gleichzeitig auch mit seinen schwierigen Gedanken über sich selbst an. Das trägt zu einer deutlichen Beruhigung in Körper und Seele bei. Gerhard Steiner: „In der Therapiesitzung werden die Patienten mit der Klopftechnik vertraut gemacht und erhalten die Anleitung zur Umsetzung für die Selbsthilfe zu Hause.“

Fünf Gründe, wenn es doch nicht wirkt

Wenn man die unangenehmen Gefühle reduzieren oder auflösen will, dann hilft Klopfen meistens gut und schnell. Es kann aber sein, dass die Klopfübungen die belastenden Gefühle nicht ausreichend verändern. Das liegt meistens an einer der folgenden psychischen Blockaden:

  • – Man macht sich Selbstvorwürfe.
  • – Man macht anderen Menschen Vorwürfe.
  • – Man verharrt in einer Erwartungshaltung, von der man sich noch nicht gelöst hat.
  • – Man fühlt sich innerlich kleiner, hilfloser, abhängiger, als man in Wirklichkeit ist.
  • – Man hat eine unbewusste Loyalität anderen nahestehenden Menschen gegenüber, die auch nicht erfolgreich, gesund oder glücklich sein konnten, wollten oder durften.

In der Therapie geht es dann darum, diese seelischen Blockaden bewusst zu machen, ihnen die nötige Anerkennung zu geben, aber auch um sie letztendlich verabschieden zu können.

Letztlich ist guter Schlaf aber ein erreichbarer Traum. So lautetet auch das Motto des Welt-Schlaf-Tages. Der Weg dazu führt neben einer Psychotherapie über eine Optimierung des Schlafplatzes, etwas Bewegung oder Sex vor dem Schlafen, die Vermeidung von Risikofaktoren oder auch eine Musiktherapie als Medikament gegen Schlafstörungen. Vorrangiges Ziel sollte aber nicht die Beseitigung der Schlafstörung selbst sein – beispielsweise durch Schlafmittel, sondern die Behandlung der Ursache. Denn nur so ist ein nachhaltiger Erfolg erreichbar.

Buchtipp: Bitte Schlafen! Klopfen als Selbsthilfe bei Schlafstörungen von Gudrun Klein und Michael Bohne

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Webtipp: Die Initiative Gesunder Schlaf versteht sich als Drehscheibe zwischen Betroffenen und Experten und bietet allen Interessierten umfangreiche und aktuelle Informationen zum Thema Schlaf und Schlafstörungen

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